Ein Besucher ...

>>Du hast das Wort nicht gesagt, du hast es geschrieben: auf deinen Buchseiten, die dem Betrachter offen begegnen und zum Lesen auffordern. Aber anders als "Scham" oder "Hoffnung" auf den hängenden Objekten, als wollten die Letter dort den Objekten einen Sinn verleihen, hast du das Wort hier nicht auf der Oberfläche gebraucht, vordergründig, sondern hast es im Hintergrund, in der Tiefe des Glases geschrieben; es trägt den Sinn in sich, der hindurchscheint für die, die es lesen. Die es lesen wollen neben dem Obskuren, vielleicht dem Verschwiegenen, vielleicht dem zum Schweigen gebrachten, vielleicht dem Unsagbaren -

Im Spiegel begreife ich, dass ich mir das Wort nicht aneignen kann, wie es mir die auf die Oberfläche geschriebenen Lettern noch Glauben machen wollen.

Es ist nicht mein Wort, aber ich lese es mit MEINEN Augen und mit meiner Person und Geschichte. Ich interpretiere es auf mich zu in der Erfahrung, dass mir der Zugang nur partiell gewährt ist und der grössere Teil verborgen bleibt, verschwiegen, vielleicht erahnbar -

Seine eigene Wahrheit bleibt hinter der Scheibe, nicht greifbar für mich, nicht habhaft, nicht verfügbar -

Deshalb ermöglichen diese Arbeiten in ganz anderer Weise einen Diaog. Dem auch das Schweigen eignet, in dem es ein "zwischen den Zeilen" gibt, das den Worten Atem gibt. Und der ins Offene ruft, aus dem die Arbeiten leuchten: aus der Dünung wandernder Worte.<< 

L. Wolf